Apr 182012
 

Bis Ende letzter Woche habe ich schon knapp 2,5 Wochen in Korea verbracht. Da lernt man natürlich allerhand neuer Leute kennen. Einige möchte ich euch hier vorstellen.

Mein Zimmernachbar ist Kashif. Er kommt aus Pakistan und möchte hier seinen Doktor im pharmazeutischen Labor machen. Da er Moslem ist, betet er 5 Mal täglich und isst nur eigens gekochtes Essen, was sicherlich nicht einfach ist. Wir haben zwar dasselbe Apartment und arbeiten im selben Labor, an und für sich haben wir aber nichts weiter miteinander zu tun. Sein Kumpel Umair, ebenso Pakistani, kocht jeden Abend mit ihm zusammen. Sie kaufen nur in Läden, wo es Halal-Essen gibt (bitte mal selber googlen).

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Meine Labormeute besteht aus ca. 7 Mädels, wobei nur Je-Yun Englisch sprechen kann. Sie ist gleichzeitig Laborleiter und Sprachrohr zum Professor. Sie hatte es übrigens auch nach der Konferenz gesundheitlich erwischt. Auf dem Foto ist sie nicht mit drauf. Koreanische Mädels versuchen sich übrigens generell als „niedlich“ darzustellen 😉 .

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Mit Yuri, meiner Brieffreundin, habe ich derzeit recht wenig zu tun, da sie sehr beschäftigt ist. Einerseits haben die Studenten derzeit Prüfungswochen (merkt man daran, dass man zu jeder Uhrzeit Studenten am Campus sieht), andererseits lehrt Yuri eine Schulklasse und muss sich darauf vorbereiten. Wenn sie aber mal Zeit hat, dann hängt sie sich stark ins Zeug, um mir zu helfen (Buskarte, Handy, Einkauf, Übersetzungen).

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Beim Marathon habe ich Nancy kennengelernt, sie ist gebürtige Chinesin und lehrt nun in Korea die koreanische Sprache für Chinesen. Sie hat hier ihre Fahrerlaubnis gemacht (was bei den Fahrkünsten der Koreaner nicht allzu schwer sein kann) und deshalb kam ich schon des Öfteren in den Transfergenuss via Auto.

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Ebenso beim Marathon kennengelernt habe ich Rūta aus Lettland. Sie hatte genau einen Monat Zeit, um sich auf Korea vorzubereiten. Neben lettländisch und englisch, spricht sie auch russisch, kann aber kein Wort koreanisch. Sie war schon in so vielen Ländern, dass sie kaum alle aufzählen kann.

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Ansonsten gibt es auch noch allerhand andere Leute, die ich hier kennengelernt habe. Hauptsächlich ausländische Mädels und einheimische Jungs. Das größte Problem für mich sind die Namen. Peter aus Kanada oder Carlos aus Griechenland ist dann doch leichter zu merken als Sung-Gil, der ebenso am Marathon teilnahm.

Interessanter wird’s auf der Straße. Hier falle ich mit meinen blonden Haaren scheinbar besonders auf. Ich, eine Attraktion?

Kam doch einer an und meinte „ohh, so schöne Haare, was ist das für eine Farbe?“. Als ich dann noch meinte ich käme aus Deutschland, kam nur noch „ohh, wow, Germany!“. Nachdem er dann noch meine Lieblingsgerichte und sonstige Sachen wissen wollte, fragte er, ob ich an Jesus Christus glaube. Natürlich nicht. Da wurde er gleich anders und meinte, ich müsse unbedingt daran glauben. Mein deutsches „Spinner“ hat er nicht verstanden, aber dass ich dann abgedampft bin, hat er hoffentlich in Kontext bringen können 😉 . Solche Missionare sind hier überall.

Ebenso passiert am Campus, drei ältere Gestalten von den Philippinen, eine riesige Vorrede in perfektem Englisch, dann die vermeintliche Bekehrung zu Gott. Ich meinte nur, ich sei Ostdeutscher, der glaube nicht an Gott. Hoffentlich merken die sich das für’s nächste Mal.

In Jinhae wollte ich mich nur mal kurz auf einer Bank ausruhen, da spricht mich ein Alkoholiker an. Er war über 70 Jahre alt, wahrscheinlich wusste er nicht’s mit sich anzufangen. Er wollte mich auf ein Bier und Kaffee einladen, zeigte mir sogar seinen Ausweis, aber ich negierte (wobei es schon verlockend war 😉 ).

Als ich gegen 22 Uhr vom Bahnhof wiederkam, sprachen mich drei middle school Schülerinnen an. Die hatten eben erst Feierabend, was hier Normalität ist. Die konnten zwar kaum Englisch, aber ob ich eine Freundin habe, wie alt diese sei, wie alt ich sei, woher ich komme und dann noch wo ich hier in Korea wohne, das konnten sie fragen!. Für mich besonders amüsant: Sie wollten unbedingt Fotos, ich dann aber auch 😛 . Markant: Die eine schüchtern im Schlabberlook, die eine Intelligenzbestie, und die andere kurz vor ihrer Modelkarriere, wirklich tolles Foto 😉 . P.S.: Ein großes Lob an meine Nikon- und Canon- Kamera, beide liefern wirklich super Bilder!

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Komisch ist bloß immer, dass die seltsamsten Gestalten, die mich angesprochen haben, Englisch sprechen konnten! Auf dem internationalen Flughafen in Incheon oder in Daegu, bei der Touri-Information, beim internationalen Marathon oder bei der internationalen Konferenz für Biotechnologen (wo ich letzte Woche war) spricht entweder kaum einer oder keiner Englisch, werden Informationen nur in Koreanisch wiedergeben. International? Das bin ich!

Die meisten „Ausländer“ hier, die ich bisher kenne, sind Amerikaner oder Pakistaner. Es gibt aber auch Leute aus Usbekistan, Turkmenistan, Philippinen, Saudi-Arabien, Polen, Russland, … . Aber was soll’s, die meisten können eh wesentlich besser Englisch sprechen als ich 😉 . Und ich habe den Eindruck, dass „die Asiaten“ generell höflicher sind, als ich es von zu Hause aus kenne. Teilweise komme ich mir vor wie ein „ruppiger Deutscher“.

In Korea ist es übrigens nicht üblich, sich zu umarmen oder irgendwie die Hand zu geben, v.a. bei unterschiedlichen Geschlechtern. Frauen gehen aber gern mal Hand in Hand und Männer knuddeln auch eher gemeinsam anstatt mit dem anderen Geschlecht. Sehr viele Männer zeigen auch ihre weibliche Note, wenn man das so überhaupt formulieren kann.

 

English:

After 2.5 weeks I got to know a lot of new people from all over the world, but mostly Americans, Koreans, Pakistanis. Interestingly, most of odd people who approached me can speak English! But on international marathon, at the international airport or on international symposiums, English seems to be a borrowed word 😉 .

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  3 Antworten zu “Zwischenmenschliches”

  1. Das ist ja wieder ein sehr ausführlicher und äußerst interessanter Bericht. Es ist schon ziemlich International dort. Die Mädels fangen wohl schon an, sich um dich zu streiten ?

    Weiterhin gute Genesung wünschen Vati und Mutti.

  2. Das war wieder mal sehr lustig Tony! So einen netten Ostdeutschen jungen Mann trifft man eben nicht an jeder Ecke in Korea:-))
    Hoffe Dir gehts besser, sei lieb gegrüsst
    Karina und Olli und auch lg von OMI und OPI!!!