Wenn ich schon einmal in Korea bin, kann ich auch die hiesige Weltausstellung besuchen. Yeosu liegt 150 km Luftlinie entfernt, aber ich war wesentlich länger unterwegs als nach Vietnam. Dennoch hat es sich gelohnt: Riesige Aquariumwelten, ein Eis- und Schneetunnel, Ausstellungen von ganz vielen Ländern, hochmoderne Videoinstallationen und Vorführungen, sowie ein spektakulärer Aussichtsturm. Achja, und viele, viele Koreaner 😉 .
Da das letzte Wochenende auch gleichzeitig das allerletzte Wochenende für die EXPO war, wollte ich so zeitig wie möglich den Bus nehmen, man hat da nämlich schon kuriose Geschichten gehört. Die Busse fahren von Daegu aus, ich wohne aber in Gyeongsan. Und der früheste Expressbus fuhr 6 Uhr, da fährt aber noch kein öffentlicher Nahverkehr! Ein Taxi für 35,000 Won wollte ich mir dann doch nicht gönnen und buchte spontan eine Nacht vorher ein Zimmer in Daegu und übernachtete in einem Minischlafraum mit 5 weiteren Personen. Schlafen war zu viel gesagt, ich stand bereits 4:30 Uhr wieder auf. Ich fuhr zunächst nach Masan und stieg dort in einen anderen Bus nach Yeosu um. Wahnsinn, 7 Uhr, der Bus rammelvoll und die Leute müssen die restlichen 2,5 Stunden stehen. Aber selbst im Stehen können einige Koreaner schlafen, ist also alles halb so wild.
In Yeosu angekommen war es stark bewölkt, das änderte sich aber schlagartig und für die restlichen Stunden als auch den nächsten Tag sollte ich strahlenden Sonnenschein abbekommen.
Natürlich waren die Ausschilderungen, Buspläne und Programme alle in schönstem koreanisch, ist ja nur ne Weltausstellung. Und außer Busshuttles in Yeosu gab es keine zusätzlichen Busse nach Yeosu, sodass sich alle in die Standardbusse quälen mussten. Hierbei zeigte sich sehr stark die Elbogenmentalität der – vor allem älteren – Koreaner. Ich kam natürlich nicht zu kurz und schubste und schlug zurück, aber die Ajumas, die alten Damen hier, haben’s echt faustdick hinter den Ohren, den macht absolut nichts aus. Die rennen selbst bei der Hitze, um ja nichts zu verpassen! Und als Ausländer wird man auch wunderbar ignoriert, wenn’s um Leben und Tod, Programmheft oder Gratisartikel geht.
Mein erstes Warteschlangenerlebnis hatte ich vor dem Aquarium. Zunächst einmal musste ich das halbe Gelände abgehen, um das Ende der Schlange zu finden. Endlich drin – in der Warteschlange – lernte ich einige nette Koreaner kennen. Da wäre z.B. ein Busfahrer, der mit seinen Eltern da war. Der Sohnemann war 45 Jahre alt, lebt noch zu Hause und hat keine Freundin. Aber er konnte super englisch sprechen und war wirklich super nett. Im Aquarium gab es neben Piranhas, Schildkröten und Haien auch Süßwasserrochen und Fetzenfische zu bestaunen. Aufregend illuminierte Quallen, künstliche Regenwälder und große Fischtunnel ließen einen die lange Wartezeit schnell vergessen. Das Besondere in jener Ausstellung ist dabei nicht nur die Masse und “hauptsache bunt”, sondern vor allem seltene oder in unseren Breiten ungewöhnliche Tiere zu zeigen. So gab es zum Beispiel Belugawale zu bestaunen, denen man eher in polaren Gewässern Hallo sagen kann.
Da die Sonne so wunderbar schien und einige Schleierwolken das Ganze noch interessanter machten, entschied ich mich als nächstes 2 h vor dem Aussichtsturm zu warten. Jener war früher ein (bzw. zwei) Silo(s), wurde aufgehübscht und ein Fahrstuhl drangebastelt et voila, nun kann man die EXPO in ihrer Ganzheit von oben bewundern. Neben der fantastischen Aussicht gab’s auch noch ein Glasfußboden als Accessoire. Hier hätte man stundenlang ausharren können, wie die Leute schüchtern die Glasfußboden beäugten. Dass ich solch ein fantastisches Wetter zur Expo hatte, dafür bin ich wirklich unendlich dankbar, denn bisher hatte ich mit dem Wetter meistens Pech, wenn ich Aussichtstürme besuchte.
Unten gab’s dann erstmal ein Bingsu. Das ist gecrushtes Eis mit Azukibohnen (süß) und Bohnenpaste, Reiskuchenscheiben sowie einer Eiskugel und etwas gefrorener Milch. Wirklich super lecker und derzeit mein Favorit hier!
Neben den Themenpavillon, gab es auch die internationalen Pavillons. Im Niederländischen gab’s traditionelle Gemälde zu bestaunen, die Philippinen zeigten verschiedene Sandsorten und Cambodia baute Angkor Wat nach. Natürlich besuchte ich auch den deutschen Pavillon und wurde positiv überrascht: Deutsche!! Denn in den meisten Pavillons waren Koreaner, die – Überraschung – nur koreanisch sprachen. Dagegen sprachen alle (!) Leute im deutschen Pavillon deutsch, englisch und koreanisch. Ja, ich bin doch etwas stolz auf mein Heimatland. Das Thema der Expo war das Meer, das Leben am und mit dem Meer und wie wir es besser nutzen als auch schützen können. Dementsprechend waren im deutschen Pavillon die nördlichen Bundesländer vertreten. Man hätte fast den Eindruck gewinnen können, Deutschland sei eine Insel. Das Thema war sehr technisch aufbereitet, aber äußerst professionell und kreativ! Übrigens war die Menschenschlange riesig vor dem Pavillon! Als Deutscher kam ich aber als VIP hinein. Als ich drin war, wurde erstmal ein Video über die schönen deutschen Städte gezeigt, da bekam ich dann plötzlich doch Heimweh. Heimat bleibt Heimat. Am Ausgang gab’s dann ein frisch gezapftes Hofbräu Schwarzbier von nem Dresdner überreicht. Ich glaube ich habe mich gefreut wie ein kleines Kind. Wobei das dann ja mit dem Bier wieder schwierig wird 😉 .
Die digitale Halle war auch ein Highlight: Die Decke wurde mit Digitalanzeigen ausgestattet, sodass man Wale schwimmen, eine grüne Oase oder auch mal Drachen vorbeifliegen sah.
Am Abend des ersten Tages konnte ich dann die Show am Big-O bestaunen. Mittels Lasershow, Feuer- und Lichteffekten sowie sprudelnden Wasserfontänen wurde eine (koreanische) Geschichte erzählt.
Die Nacht verbrachte ich dann in einem Schlafraum mit 8 Leuten. Da kannste doch nicht schlafen, oder? Denkste: Da waren fast nur Koreaner und die schliefen schon alle, als ich 23 Uhr den Raum betrat. Am Morgen war ich dann auch der Erste, der seine Heia verließ. Die müssen echt ausgepowert sein.
Nach mehr als 2 Stunden stickiger Luft und knappen 30°C ging es dann in den Klimapavillon. Dort wurde man mit freundlichen -10°C und Schnee begrüßt. Das Thema hier war die Blizzardentstehung. Auf Eisformen wurden Videoinstallationen von Eisbären gezeigt.
Im Pavillon der Schweiz gab es eine große Wasserfläche, auf die Videos projeziert wurden, welche sich durch die Spiegel im Raum vervielfachten, das war wirklich spektakulär. Ein Mix aus Realität (Wasser) und Fiktion (Video), wobei man den Unterschied nicht mehr wirklich herausfinden konnte.
Das ganze Expogelände wurde von Nebelsprühern eingehüllt, um ein etwas angenehmeres Klima zu schaffen. Denn auch wenn Yeosu eine Hafenstadt ist, die Luft stand erschreckenderweise wie Beton.
Auf der Heimfahrt ergatterte ich einen der beliebten Stehplätze, wandelte jenen jedoch in einen Fußbodenplatz um. Jedoch muss gesagt werden, dass ich ganz hinten im Bus auf dem Fußboden saß, wo der Motor ist. Selbst mit Handtuch unterm Hintern sah ich danach aus wie Pavian. Wie auch immer, es gab mehrere Pavianärsche, denn eine Koreanerin vor mir und eine Amerikanerin davor ereilten ebenso jenes Schicksal. Wir hatten jedenfalls unseren Spaß während der knapp 4-stündigen Rückfahrt. Die Koreanerin ist übrigens die erste, die ich kennenlernte, welche gerne wandern geht und Berge besteigt. Kein Wunder, ihr Studium war Sportpädagogik.
Das ist ja wieder ein Riesenbericht mit sehr vielen beeindruckenden Fotos. Die Kinderbettchen, in welchen du übernachtet hast sind ja niedlich. Die Menschenmassen würden uns aber ganz schön nerven. Aber die Hauptsache ist ja, du hast viel gesehen und deinen Spass gehabt.
Liebe Grüße, deine Eltern.
Einfach nur WAHNSINN!!!
du hast ja jeden Tag voll Action und Power…. mit so viel Leuten schlafen in einem Zimmer… die Busfahrt… einfach alles toll, ABER: Nix für dein Tantchen.:-))
wieder freuen wir uns auf weitere Berichte und superschöne Fotos!
Ganz liebe Grüße Karina und Olli
Ich weiß, manche Reiseberichte sind einfach zu lang geworden, aber es muss ja nicht jeder alles lesen 😉 . Das ist ja auch für mich, später, wenn ich wieder zurück bin und alles nochmal durchleben will. Die kleinen Details machen erst das Reisen interessant!