Apr 212012
 

Okay, heute gibt es mal etwas zum Thema Geschichte und aktuelle Politik.

Letzte Woche war ich für zwei Tage auf einer Konferenz. Der Professor ist mit mir und zwei anderen aus dem Lab gefahren. Zwischendurch haben wir einen Halt gemacht, um die Grabstätte von Roh Moo-hyun aufzusuchen. Er war von 2003 bis 2008 südkoreanischer Präsident und setzte sich u.a. für eine Annäherung an Nordkorea ein. Zu Beginn seiner Politikerkarriere setzte er sich für demokratische Rechte ein, denn das Land wurde vor nicht einmal 30 Jahren noch teils diktatorisch regiert (blutige Niederschlagung der Studentenproteste 1980 in Gwangju). Mein Prof. ist jedenfalls ein sehr großer Fan von ihm und viele andere Koreaner scheinbar auch.

Denn ihm zu Ehren wurde ein riesiger Gedenkplatz errichtet. Ausgelöst durch einen Korruptionsskandal, begann er im Mai 2009 Selbstmord, indem er sich von einem Fels stürzte. Dieser ist heute eine Art Lehrpfad. Seine Grabstätte ist verziert mit tausenden Steinen, in denen Wünsche eingraviert sind, u.a. auch ein Stein von meinem Prof. Neben Musik, Windrädern und Blumen, gibt es auch allerhand Verkaufsstände, Imbisse, Toilettenanlagen und Parkplätze. Und just in diesem Moment kam auch gleich der aktuelle Präsident vorbei, um sich am Grab zu verbeugen. Eigentlich hätte ich ihn nicht erkannt, wären da nicht die vielen Kameraleute gewesen… .

Was ich damit sagen will: Ich finde es erstaunlich, wie scheinbar sehr viele Menschen mit diesem Politiker verbunden sind, so etwas kennt man doch in Deutschland eigentlich nicht, oder?

Fotos habe ich mit meinem Smartphone geschossen, sieht man auch, oder? 😉

 

Vorige Woche war dann auch Parlamentswahl in Korea. Das hat man an den vielen kleinen schrillen Transportern gesehen. So laut wie möglich, so auffällig wie möglich fuhren Lautsprecherwagen auch bis in die Nacht durch Wohngebiete. Oder es standen Parteianhänger (oder einfach bezahltes Fußvolk?) an Kreuzungen und Fußgängerüberwegen und haben sich vor den Autofahrern verbeugt. Die einzige Message war: Geht bitte wählen, danke. Dazu dann noch eine große Nummer für den Kandidaten (damit man nicht durcheinanderkommt, habe hier bis zu 7 gezählt) und alle mit einer anderen Farbe. Winkeplakate, Tanzperformance, Riesenkuscheltiere, oder einfach nur Musik: Politik in Korea, zum live dabei sein. Und die schmalzigsten Politikerportraits, die man sich je hätte vorstellen können. Dafür hingen so gut wie keine Plakate herum.

 

Übrigens, heute haben wir es hier mit 11°C echt kühl und dazu auch noch Dauerregen. Dafür soll es am Dienstag 25-28°C werden. Der Frühling soll angeblich recht kurz sein.

 

English:

Before professor, two lab girls and I were visiting symposium for biotechnologists, we went to president Roh Moo-hyun’s tomb in south of South Korea. A lot of people let engraving wishes after president’s suicide and put them on his tomb. My professor likes him too, he said to me.

Last week was parliamentary vote. Everywhere in Korea you could see a lot of vehicle advertising for their candidates. Canvassing in Korea is loud and colorful.

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  4 Antworten zu “Etwas Politik, aber natürlich mit Fotos!”

  1. Also die Fotos, welche du mit deinem Handy geknipst hast, sind doch garnicht schlecht.
    Das wird ja dann bei dir ein richtiger Temperatursprung. Vom Ekelwetter zum Sommer. Na hier soll es ja nächste Woche nun endlich auch richtig Frühling werden. Es blüht und grünt aber schon an allen Ecken.
    Liebe Grüße, deine Eltern.

  2. Soviel Politik…..aber naja sollst Dich ja auch bilden…
    Aber die Fotos sind alle gut gemacht….Hast Du Deine Badehose eingesteckt?! Bei der Wärme…:-))
    Lg Karina und Olli

  3. So, jetzt hab ich’s auch mal gelesen 🙂 Endlich mal Politik! Schrille Lautsprecherwagen sind aber zugegebenermaßen ziemlich nervig…